Kulturelle Ikonen. Multimediale Verdichtungs- und Verbreitungsmuster
Das Projekt widmet sich der Popularität von Literatur, Wissenschaft, Musik und den Künsten in der Alltags- und Massenkultur. In Form von Zitaten, Abbildungen oder, beides kombinierend, als Memes ebenso wie Samples, Jingles etc. sind diese Kulturphänomene in der Alltagssprache, den Neuen Medien und der Dingkultur präsent, weshalb wir nach ihrer kulturellen Verankerung und Funktion fragen.
Dazu schlagen wir das Konzept der kulturellen Ikone vor. Es ermöglicht, die Verbreitung von Literatur, Wissenschaft, Musik und Künsten in unterschiedlichen Medien und Kontexten zu erklären, die gleichermaßen Zirkulation und Transformation bedeutet. Zugleich fokussiert das Konzept den Repräsentationscharakter dieser kulturellen Erscheinungen: Kulturelle Ikonen stehen für kulturell Wertvolles, affektisch oder semantisch Aufgeladenes, sei es ein kulturelles Milieu, ein Lebensstil, eine politische, künstlerische oder philosophische Idee oder auch nur ein abstraktes Verständnis von Hochkultur. Sie lassen sich deshalb als säkularisierte Form der ursprünglichen sakralen Ikonen sehen.
Im Unterschied zum Mainstream der Forschung möchten wir Visualität als kennzeichnendes Kriterium von Ikonen hinterfragen. Ikonen sind formelhaft schematisiert: Die Komplexität der Ausgangsphänomene wird verkürzt, weshalb sie nicht nur leicht wiedererkennbar, sondern auch in unterschiedliche kulturelle und mediale Kontexte implementierbar sind. Doch diese Wiedererkennbarkeit und Formelhaftigkeit ist nicht allein auf das Vorhandensein von visuellen Markern zurückzuführen: Ein Zitat, ein Sample, ein Jingle, eine Namensnennung oder auch ein abstraktes Konzept können ikonisch werden, wenn sie intermedial und interkulturell zirkulieren und dabei semantischen und affektischen Überschuss ansammeln und freisetzen. Auch darin lässt sich eine Analogie zu den sakralen Ikonen erkennen, denen eine Übertragungsleistung von Text in Bild zugrundeliegt. Kulturelle Ikonen ent- und bestehen in inter- und multimedialen Transformations- und Verdichtungsprozessen.